30 Jahre im Dienst des europäischen Einigungsgedankens

Im Einsatz für die Freundschaft

Der Freundeskreis Städtepartnerschaft feierte seinen 30. Geburtstag. Die Mitglieder betonten, dass sie auch künftig dafür sorgen wollen, dass die Freundschaft zu Vitrolles, trotz des Erstarkens der rechten Front National, nicht abbreche.

Mörfelden-Walldorf.
Aufgrund der großen Zahl von Flüchtlingen droht Europa zu zerfallen, sagte Monique Schmitt, Vorsitzende des Freundeskreises Städtepartnerschaft, während der Feier des 30. Geburtstages des Vereins im Gewölbekeller der Hofreite „Goldener Apfel“. Um so wichtiger sei es, alles dafür zu tun, die Städtepartnerschaften zu erhalten.
Ähnlich argumentierte auch Bürgermeister Heinz-Peter Becker (SPD), selbst Mitglied des Freundeskreises. Er führte aus, „dass alles in den zurückliegenden Jahren etwas schwieriger geworden ist“. Ursache dafür sei eine gewisse Europamüdigkeit, und das Erstarken der Front National in Frankreich (FN) stelle alles infrage. Er empfinde es als erschreckend, dass aufgrund eines nationalen Egoismus alles auseinanderfallen könnte. „Welche Bedeutung die Städtepartnerschaften haben, das weiß man erst zu schätzen, wenn man sie verloren hat“, gab er zu bedenken. Zugleich hob er den Wert persönlicher Kontakte zwischen den Bürgern der Partnerstädte hervor. „Die haben eine ganz anderen Stellenwert, als wenn alles nur über die Verwaltung in den Rathäusern geht“, so der Rathauschef.

142 Mitglieder
Diesen Aspekt griff Monique Schmitt in ihrer Begrüßungsansprache auf, indem sie kurze Zitate aus der Festschrift zum 25-jährigen Bestehen des Freundeskreises zum Besten gab. Darin ging es um Gastfreundschaft, Herzlichkeit und auch um die Begeisterung der Mitglieder sowie die Verlässlichkeit des Freundeskreises, ein Aushängeschild für die Partnerstädte.
Derzeit habe der Freundeskreis 142 Mitglieder, von denen rund 30 Prozent aktiv seien, so Schmitt. Besonders hob sie hervor, dass von den 18 Gründungsmitgliedern noch 4 zu den Aktiven zählen: Arnhild Pons, Roger Fischbach, Helga Schwarz und Eliane Creter. Zu der Geburtstagsfeier im „Goldenen Apfel“ hatten sich 35 Mitglieder angemeldet, von denen einige nicht gekommen sind. Dafür kamen andere, die sich nicht angemeldet hatten. „So gleicht sich alles wieder aus“, sagte sie gut gelaunt und lud die Mitglieder ein, sich an einem kleinen Büfett zu bedienen, an dem es eine herzhafte Suppe, schmackhafte Frikadellen und köstliche Süßspeisen gab. Eine Besonderheit hatte Elke Torrini beigesteuert: einen Drei-Königs-Kuchen. Er wird in Frankreich eigentlich zu Kindergeburtstagen gebacken und enthält eine Figur, eine Bohne und eine Mandel. „Wer die Figur in seinem Kuchenstück findet, ist für diesen Tag der König“, erläuterte die Vorsitzende.
Zurückblickend ging Monique Schmitt auf die Fahrt zum Weihnachtsmarkt in Vitrolles in Südfrankreich ein. Dabei stellte sie infrage, ob eine solche Fahrt in diesem Jahr wiederholt werde, denn unterm Strich habe es sich nicht gerechnet. „Wir haben ein Minus von 800 Euro gemacht“, sagte sie. Da tue ein kleiner Briefumschlag vom Bürgermeister, den dieser zum Geburtstag überreichte, recht gut. Bedeutungsvoll im Jahr 2015 sei auch gewesen, dass der Freundeskreis seinen Raum im Bahnhof für die Flüchtlinge abgeben musste. „Aber wenn das unser Beitrag dazu sein sollte, dann ist das auch gut“, so Schmitt.
„In diesem Jahr sind wir italienisch“, fuhr sie fort. Geplant ist eine Fahrt nach Torre Pellice, eventuell im August oder September für fünf bis sechs Tage. Darüber hinaus wünscht sie sich für ihren Verein neue Mitglieder, jung und tatkräftig sollten sie sein.

Herzliche Beziehung
Natürlich bereite ihr das Erstarken der FN in Frankreich Kopfzerbrechen. Sie erinnere sich noch an die Zeit, als die FN 1997 in Vitrolles die Mehrheit erlangte. Aber trotz der FN, die einfach alle Kontakte zu Mörfelden-Walldorf gekappt habe, sei es gelungen, die Freundschaft zu erhalten. Maßgeblichen Anteil daran hatte die Folkloregruppe „Les Dindoulets“, zu der nach wie vor herzliche Beziehungen bestehen. Im vergangenen Jahr habe die Gruppe auf einer Fahrt nach Polen in der Doppelstadt Station gemacht und sei mit offenen Armen empfangen worden. „Für die Dindoulets sind unsere Türen immer offen“, sagte Schmitt, und: „Wir werden alles dafür tun, dass diese Städtepartnerschaft nicht stirbt.“
Bürgermeister Becker erinnert sich noch lebhaft daran, wie er Mitglied des Freundeskreises wurde. Das war 2002 – da war er noch Erster Stadtrat –, als ihm Ingrid Höpfner (heute Ehrenvorsitzende des Vereins) einen Antrag vorgelegt habe, den er unterschrieb. Damals habe er einen blauen Schirm des Freundeskreises erhalten. Den besitze er noch immer, er liege griffbereit in seinem Auto.

23.01.2016 Von UWE GRÜNHEID
Frankfurter Neue Presse

Die Mitglieder des Freundeskreises Städtepartnerschaft stießen im Gewölbekeller des „Goldenen Apfels“ auf den runden Geburtstag an. Foto von Uwe Grünheid
Die Mitglieder des Freundeskreises Städtepartnerschaft stießen im Gewölbekeller des „Goldenen Apfels“ auf den runden Geburtstag an. Foto von Uwe Grünheid