FREUNDESKREIS STÄDTEPARTNERSCHAFT Mörfelden-Walldorfer Gruppe besteht seit 30 Jahren / Regelmäßige Reisen
• DREI PARTNERSTÄDTE FÜR MÖRFELDEN-WALLDORF
Das rund 34 500 Einwohner zählende, mitten im Rhein-Main-Gebiet gelegene Mörfelden-Walldorf hat drei Partnerstädte: Bereits seit 1984 bestehen die Verbindungen ins südfranzösische, an Marseille angrenzende Vitrolles (34 800 Einwohner). Eine offizielle Jumelage mit dem niederländischen Wageningen (37 500 Einwohner) gibt es seit 1992, doch hatten beide Städte zuvor schon eine Friedenspartnerschaft gepflegt. 1999 kam dann noch die Partnerschaft mit dem in den Waldensertälern im norditalienischen Piemont gelegenen Torre Pellice (4600 Einwohner) hinzu.
MÖRFELDEN-WALLDORF – Auf 30 Jahre im Dienst des europäischen Einigungsgedankens blickte der Freundeskreis Städtepartnerschaft zurück.
Vor 30 Jahren gründete sich der Freundeskreis Städtepartnerschaft. Im Gewölbekeller wurde am Donnerstagabend in geselliger Runde gefeiert. Als Schwerpunkt hat der Freundeskreis in diesem Jahr die italienische Partnerstadt Torre Pellice ausgewählt.
Eigentlich hat der Verein seine Räume im Mörfelder Bahnhof, trifft sich dort zum Feiern und Arbeiten. Mittlerweile sind dort aber Flüchtlinge untergebracht, und so ging es in den Gewölbekeller. „Das ist unser Beitrag zur aktuellen Situation, und das ist auch in Ordnung“, erklärte Vorsitzende Monique Schmitt.
Um dem Austausch mit den Partnerstädten neben der offiziellen Ebene eine persönliche Note zu geben, riefen 18 Gründungsmitgliedern den Verein vor 30 Jahren ins Leben. Bei Besuchen im südfranzösischen Vitrolles, dem niederländischen Wageningen und Torre Pellice lernte man nicht nur andere Kulturen, sondern auch neue Menschen und Freunde kennen. Viele Kontakte hielten über Jahrzehnte, berichtete Schmitt. Von den Gründungsmitgliedern seien heute noch Helga Schwarz, Roger Fischbach, Arnhild Pons und Eliane Creter dabei.
War es früher aufwendiger, den Kontakt in die Partnerstädte zu halten, sei es mit dem Internet deutlich unkomplizierter geworden. Übersetzungsprogramme helfen auch denen, die Fremdsprachen nicht mächtig sind, erzählte Schmitt. Aber auch bei Besuchen und Treffen finde sich immer ein Weg der Verständigung. Zur Not mit Händen und Füßen.
Der schwerste Abschnitt der Städtepartnerschaften war die Regierungszeit des ultrarechten Front National in Vitrolles, erinnerte sich Schmitt. Auf offizieller Ebene brach Mörfelden-Walldorf 1997 den Kontakt ab, was dafür sorgte, dass der Freundeskreis seine Verbindungen intensivieren musste. „Wir wollten die Partnerschaft damals nicht sterben lassen“, sagte Schmitt. Persönliche Beziehungen, vor allem zur Folkloregruppe „Les Dindoulets“, waren damals besonders wichtig. Mit der Abwahl des Front National 2003 normalisierte sich der Verhältnis wieder.
„Schöne Momente gibt es immer“, meinte Schmitt auf positive Erlebnisse angesprochen. Viele Kontakte liefen mittlerweile wie selbstverständlich, bei Besuchen aus den Partnerstädten finde sich immer ein Schlafplatz. Von den derzeit rund 140 Mitgliedern seien etwa 30 Prozent aktiv. Vier bis sechs Treffen organisiert der Verein im Jahr. Im Spätsommer geht es für eine Woche nach Torre Pellice.
Gewürdigt wurde das Engagement des Freundeskreises auch von Bürgermeister Heinz-Peter Becker (SPD). Der Verein schaffe persönliche Kontakte und helfe, die Partnerschaften mit Leben zu füllen. Er zeigte sich angesichts der Lage in Europa aber auch nachdenklich. In vielen Ländern sei die europäische Idee nicht mehr populär, und es breite sich Egoismus aus. Dabei sei die europäische Einigung nach dem Zweiten Weltkrieg eine Erfolgsgeschichte, die viele aktuell nicht zu schätzen wüssten.
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23.01.2016 Von Sebastian Schwappacher