Von CHRISTIAN WEIHRAUCH
Der Hugenotten- und Waldenserpfad ist als nationales Schwerpunktprojekt des Europäischen Jahres des Kulturerbes ausgezeichnet worden. Das belohnt die EU mit einer Förderung von 76 800 Euro. Mit dem Geld wird in Neu-Isenburg eine Ausstellung organisiert.
Neu-Isenburg/Mörfelden-Walldorf.
Wer auf dem Hugenotten- und Waldenserpfad schon einmal unterwegs war, weiß dessen Vielfalt an Natur zu schätzen. Malerisch schlängelt er sich von Schaffhausen nahe der Schweizer Grenze über Mörfelden und Neu-Isenburg bis hin zum nördlichen Endpunkt Bad Karlshafen. Außerdem lockt das reiche Kulturerbe der Glaubensflüchtlinge Hugenotten und Waldenser Interessierte an den Pfad.
Dieses Erbe soll nicht vergessen werden. Deshalb haben Vertreter des Europäischen Rates und des Europäischen Parlaments das Jahr 2018 als Europäisches Jahr des Kulturerbes ins Leben gerufen. Davon profitieren auch Neu-Isenburg und Mörfelden-Walldorf. Denn der Hugenotten- und Waldenserpfad ist als nationales Schwerpunktprojekt des Europäisches Jahres des Kulturerbes ausgezeichnet worden und erhält dafür 76 800 Euro an Fördergeld.
Schau über Stadtgründer
„Mithilfe der Förderung kann der Verein nun im kommenden Jahren eine Reihe spannender Projekte entlang der 1000 Kilometer Wegstrecke in Hessen und in Baden-Württemberg durchführen. Auf die ausgesprochene Anerkennung als Bundesprojekt dürfen wir zu Recht stolz sein. Sie zeigt auch, dass die Geschichte der Hugenotten und Waldenser zu den bedeutenden Elementen des europäischen Kulturerbes gehört“, erklärt Herbert Hunkel (parteilos), Bürgermeister der Stadt Neu-Isenburg und Vorsitzender des Vereins Hugenotten- und Waldenserpfad.
Mit dem Fördergeld wird in Neu-Isenburg eine große Ausstellung anlässlich des 300. Todestages des Stadtgründers Graf Johann Philipp zu Ysenburg und Büdingen am 21. September 2018 realisiert. Diese Ausstellung gestalten und organisieren Alexander Prinz Isenburg in Birstein, die Stadt Neu-Isenburg und der Verein für Geschichte, Heimatpflege und Kultur (GHK) Neu-Isenburg. Welche Veranstaltungen und Projekte sonst noch entlang des Hugenotten- und Waldenserpfad geplant werden, steht noch nicht final fest. „Wir sammeln gerade noch Vorschläge und Projektideen“, sagt Dr. Renate Buchenauer, Koordinatorin des Hugenotten- und Waldenserpfads.
Mit seinem Projektantrag und den verschiedenen darin enthaltenen Maßnahmen und Aktionen möchte der Verein nach eigenen Angaben darauf hinwirken, dass das reiche Kulturerbe der Glaubensflüchtlinge Hugenotten und Waldenser zum einen in der Erinnerung erhalten bleibt – zum Beispiel durch praktische Auseinandersetzung mit dem Bauen, Wohnen und Wirtschaften in früheren Zeiten. Zum anderen möchte er mit den historischen gesellschaftlichen Phänomenen Flucht, Exil, Migration wie auch Integration in Europa auch einen aktuellen Bezug zur Gegenwart und zu Gesamteuropa setzen.
Das Programmjahr soll das Bewusstseins für die europäische Geschichte und die europäischen Werte schärfen und das Gefühls einer europäischen Identität stärken.
Neue Perspektiven
Die wichtigsten Ziele dieses Europäischen Jahres sind laut Organisatoren die Förderung der kulturellen Vielfalt, des interkulturellen Dialogs und des sozialen Zusammenhalts; die Hervorhebung des wirtschaftlichen Beitrags des Kulturerbes zur Kultur- beziehungsweise Kreativbranche, einschließlich kleiner und mittlerer Unternehmen und zur lokalen und regionalen Entwicklung.
Weitere Ziele sind die Betonung der Rolle des Kulturerbes in den Außenbeziehungen der EU, einschließlich Konfliktverhütung, Aussöhnung nach Konflikten und Wiederaufbau von zerstörtem Kulturerbe.
Die Europäische Union hat für das Europäisches Jahr des Kulturerbe Geld in Höhe von rund acht Millionen zur Verfügung gestellt. Der Bund steuert für die Ausführung von Projekten 3,6 Millionen Euro bei. Insgesamt wurden in Deutschland 34 Projekte berücksichtigt.
„Die jetzt geförderten Projekte bieten neue Perspektiven und Zugänge zum kulturellen Erbe, regen an zu Entdeckerfreude, Auseinandersetzung und Selbstvergewisserung und tragen dazu bei, insbesondere Kinder und Jugendliche für das Kulturerbe zu begeistern“, erklärt Staatsministerin Monika Grütters, Bundesbeauftragte für Kultur und Medien.
Die Europäische Kulturroute Hugenotten- und Waldenserpfad“, auch „Der Weg in die Freiheit“ genannt, folgt den Fluchtwegen der protestantischen Hugenotten und Waldenser, die Ende des 17. Jahrhunderts ihre französische und italienische Heimat vor Gewalt und Verfolgung verlassen mussten und zeichnet die Spuren ihres Ankommens und ihrer Integration in den deutschen Ländern auf. Der markierte Wanderweg ist 2000 Kilometer lang und führt durch Italien, Frankreich, die Schweiz und Deutschland.
Frankfurter Neue Presse
https://sdp.fnp.de/lokales/kreise_of_gross-gerau/Weg-in-die-Freiheit-ausgezeichnet;art688,2769129