Wenn Engel verreisen, lacht der Himmel

Vom 28.September. bis 03.Oktober fuhr der Freundeskreis Städtepartnerschaft mit einem Bus voller enthusiastischer, neugieriger Mörfelden-Walldorfer bei Regenwetter nach Süden. Ziel war die Waldenser-Gemeinde Torre Pellice in den Cottischen Alpen, eine Kleinstadt, die seit 20 Jahren mit Mörfelden-Walldorf verschwistert ist. Diese Städtepartnerschaft mit Leben zu erfüllen ist eine Aufgabe, die sich unser Verein seit 1999 stellt. Am Reiseziel erwartete uns tolles sonniges Wetter mit Temperaturen um 24-25 Grad. Und das an allen Tagen.

Am ersten Tag, einem Sonntag, unternahmen wir einen Spaziergang im nahe gelegenen Cavour. Eine typische ländliche Kleinstadt, in der man jeden Moment erwartet, Don Camillo und Peppone um die Ecke kommen zu sehen.

Ganz in der Nähe liegt die Zisterzienserabtei Santa Maria di Staffarda. Die Führung über die Entstehung, Bedeutung und Entwicklung dieser erstaunlich großen Kloster-Abtei erweiterte das Wissen um die Geschichte der Region, in der unsere Partnerstadt liegt.

Die abendliche Weinprobe in der Azienda Le Marie in Barge war ein Erlebnis besonderer Klasse. Gründer Valerio Raviolo ließ es sich nicht nehmen, uns wenige Tage vor der Weinernte seine Weinberge zu zeigen. Arneis, Nebbiolo und Barbera baut er an und macht aus diesen für die Region typischen Trauben wundervolle Weine, deren Flaschenetiketten von piemontesischen Künstlern gestaltet werden.

Der zweite Tag brachte uns einer weiteren Spezialität der Region näher: Käse. Wir besuchten die Caseificio Montoso in Bagnolo.

Seit 1928 besteht dieser Familienbetrieb. Zunächst wurde dort nur Milch verarbeitet, danach kam die Produktion mehrerer Sorten regionaler Käsespezialitäten.

Vier Generationen der Familie Colomba, von den Geburtsjahren 1928 bis 2019,  begrüßten uns zu einer einmaligen Käseverkostung. Wir lernten unter anderem Tomino, Rumella und Tuma d’la Pietra kennen und schätzen.

Am Nachmittag gab es Spaziergang durch Torre Pellice mit der Führung von Alfred, der uns sehr informativ und kurzweilig die bewegte Geschichte des Ortes nahebrachte. Nicht nur die reiche Geschichte der Waldenser und ihres Glaubens  fand Beachtung. Es gab auch Einblicke in das dunkle Kapitel des letzten Krieges, in dem die Waldenser von Torre Pellice in den Reihen der „Resistenza“ für die Schaffung eines demokratischen Italien kämpften und einen hohen Blutzoll entrichteten.

Turin, die größte Stadt des Piemont, die für Torre Pellice etwa das bedeutet, was für uns Frankfurt ist, war das Erlebnis des dritten Tages. In kleinen Gruppen wurde die Stadt erkundet.

An dem Tag fand das Fußballspiel Juventus gegen Bayer Leverkusen statt, was den Stadtverkehr nicht gerade einfacher machte. Trotzdem gab es am Abend vieles über die zahlreichen Sehenswürdigkeiten zu erzählen, und die Niederlage der deutschen Mannschaft wurde mit italienischen Weinen „betrauert“.

Was jetzt noch fehlte, war das dritte wichtige Geschmackserlebnis: Schokolade.

Beim Besuch der traditionsreichen, 1826 gegründeten Schokoladenfabrik Caffarel

in Luserna konnte nach Herzenslust der Zuckerspiegel erhöht werden. Eine Spezialität sind die nach einer Karnevalsfigur benannten kleinen „Gianduiotti“, die kiloweise im Bauch unseres geräumigen Reisebusses bei den Wein- und Käsevorräten Platz fanden.

Anschließend eine Fahrt  nach Avigliana zum Picknick am Lago Piccolo. Eingebettet in eine wunderbare Hügellandschaft setzte sich die italienische Schlemmer-Tour fort. Neben dem bestens vorbereiteten kulinarischen Genuß konnten schöne Spaziergänge am Ufer des Sees gemacht werden.



Den letzten Abend verbrachten wir in dem auf Forellen spezialisierten Restaurant Laghetto Nais in Bobbio Pellice, dem letzten Ort des Pellice-Tales. Hinter seinen beeindruckenden Gebirgskämmen beginnt schon Frankreich.  

Bürgermeister Marco Cogno und Altbürgermeister Claudio Bertalot nutzten die Gelegenheit, unsere Gruppe zu begrüßen und mit uns gemeinsam das mehrgängige Menu zu genießen.


Im Rückblick: Wiederum eine rundum gelungene Reise zur unseren Freunden in Torre Pellice.  Der Erfolg schlug sich nicht zuletzt in fünf Beitrittserklärungen zum Freundeskreis Städtepartnerschaft nieder. Das machte es erträglicher, bei der

Rückreise den blauen piemontesischen Himmel wieder gegen den regenverhangenen deutschen einzutauschen.

Textverfasser: Monique Schmitt, Alfred J. Arndt, Horst Ismar
Fotos: M. Schmitt, S. Ismar